Je schneller, desto besser — die Auswirkungen der Fast Fashion Industrie

Eco friendly living
7 min readMay 7, 2020

Je schneller, desto besser…dies trifft wahrscheinlich für viele Dinge zu, allerdings nicht, wenn es um Mode geht. Aber warum ist das so? Die Uhren scheinen heutzutage irgendwie schneller zu ticken, kann man da nicht erwarten, dass in allen Bereiche versucht wird diesem Trend zu folgen? Aber vielleicht beginnen wir mal ganz am Anfang…was genau bedeutet Fast Fashion eigentlich und was versteht man unter Fast Fashion Mode?

Es scheint noch gar nicht allzu lange her, als der Begriff Fast Fashion plötzlich aufgetaucht ist und uns seitdem überall und ständig über den Weg läuft. Man braucht den Begriff nur zu googeln und schon wird man mit über 2,6 Milliarden (!) Ergebnissen bombardiert. Sich durch diesen Dschungel an Informationen zu kämpfen, ist nicht wirklich etwas, worauf wir Lust haben, oder?

Damit du trotzdem beim Thema Fast Fashion mitreden kannst, kannst du dir hier schnell einen kleinen Überblick verschaffen. Wir erklären dir, woher die plötzliche Aufmerksamkeit kommt und was das große Interesse (und vor allem Kritik) an der Fast Fashion Industrie ausgelöst hat. Welche Auswirkungen hat Fast Fashion auf uns, unsere Umwelt und was können wir dagegen tun?

Es gibt viele verschiedene Definitionen für den Begriff Fast Fashion. Auch wenn sich ihre Wortwahl unterscheidet, laufen sie doch alle auf Folgendes hinaus:

Günstige Kopien der neuesten Designer-Mode werden in kürzester Zeit entworfen, hergestellt und verkauft. Durch Fast Fashion wird sichergestellt, dass Kunden ein ständig wechselndes Angebot an Modeartikeln zu einem niedrigen Preis zur Verfügung steht.

Damit wir verstehen, wie sich die Mode Industrie zu dem entwickelt hat, was sie heute ist, müssen wir uns auf eine kurze Reise in die Vergangenheit begeben.

Vor dem Jahr 19. Jahrhundert konnte Kleidung nur aus Materialien und Ressourcen hergestellt werden, die zu dieser Zeit verfügbar und leicht zugänglich waren. Das bedeutet nicht, dass man nur die passenden Stoffe im Laden um die Ecke finden musste und daraus mal eben ein cooles Kleid schneidern konnte.

Entweder züchtete man seine eigenen Schafe oder suchte jemanden, von dem man die Wolle (oder das Leder) kaufen konnte. Dann musste das Ganze natürlich noch gesponnen und gewebt werden…ja, das klingt nach ner Menge Arbeit, oder? Und das war es damals auch!

Haute Couture oder auch Designer Mode, gab es in der damaligen Zeit vier Mal pro Jahr: im Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Und sie war natürlich nicht für jeden zu haben, sondern nur der High Society vorbehalten.

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Die industrielle Revolution brachte neue Technologien mit sich. Es entstanden Fabriken und Kleidung wurde als Massenprodukt gefertigt.

Die Nähmaschine wurde erfunden und kleine Werkstätten und schließlich auch sogenannte Sweatshops (einfache Tätigkeiten werden von einer Vielzahl von Arbeitern zu einem geringen Lohn ausgeführt) begannen, Kleidung viel schneller und billiger herzustellen. Mode stand nun auch der Mittelschicht zur Verfügung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es den ersten großen Zwischenfall in der Textilindustrie: Schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende Sicherheitsmaßnahmen kosteten bei einem Brand in einer New Yorker Fabrik mehr als 140 Arbeitern das Leben.

Vielleicht erinnert Euch dieser Vorfall an einen anderen, der nicht ganz so weit zurückliegt. Denn im Jahr 2012 gab es ein weiteres großes Feuer in der Textilindustrie, das Schlagzeilen machte: In Bangladesch starben in einer Fabrik 112 Menschen, die auf engstem Raum ohne Notausgänge Kleidung produzierten.

In den 1960er Jahren entdeckten vor allem jüngere Leute die billigeren und schnell produzierten Klamotten, um sich auf kreative und kostengünstige Weise auszudrücken.

Die Nachfrage nach Kleidung begann immer mehr zu steigen und viele Modelabels begannen ihre Produktion in Entwicklungsländer auszulagern. So konnten die steigenden Bedürfnisse der Kunden erfüllt werden, während man gleichzeitig die Produktionskosten senkte — und zwar extrem!

Seitdem ist Schnelligkeit die treibende Kraft der Fashion Industrie. Heutzutage, im 21. Jahrhundert, kann man nicht nur die neuesten Modetrends online kaufen — und das mehr oder weniger, während man sie auf dem Laufsteg bewundert — sondern auch davon ausgehen, dass man innerhalb weniger Tage eine wesentlich billigere Auswahl der aktuellen Designermode finden kann.

Zara braucht vom Entwurf eines neuen Designs bis zum Zeitpunkt, zu dem du das fertige Teil Online oder im Geschäft kaufen kannst, nur zwei Wochen. So können ständig neue Fashion Items auf den Markt gebracht werden.

Modelabels wie Bohoo.com oder Missguided, die ihre Fashion Produkte ausschließlich online verkaufen, sind noch schneller und brauchen sogar nur für den gesamten Zyklus. Aus Fast Fashion ist inzwischen Super Fast Fashion geworden — was kommt als Nächstes?

Welche Auswirkungen hat Fast Fashion auf uns Menschen und unsere Umwelt?

Mode war früher ein saisonales Ding — du erinnerst dich vielleicht an die vier Kollektionen zu jeder Jahreszeit, die wir vorhin erwähnt haben? Inzwischen ist es vollkommen normal, dass jede Woche eine neue Kollektion rausgebracht wird.

Zara und H&M bieten bis zu 24 Kollektionen pro Jahr an und bei Missguided gibt es jede Woche rund 250 neue Kleidungsstücke.

Wie am Fließband entstehen neue Klamotten, die natürlich möglichst kostengünstig produziert werden müssen. So können Kunden dieser Fast Fashion Marken ihre Kleiderschränke ständig aktualisieren und ältere Klamotten so oft wie möglich austauschen.

Während die Produktion von Kleidungsstücken in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, tragen wir unsere Kleidung aber inzwischen nur noch halb so lange wie noch vor 15 Jahren. Und wo enden all die Modeartikel, die manchmal gar nicht oder nur wenige Male getragen wurden? Sie landen auf Mülldeponien und häufen sich zu Abfallbergen auf.

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Und das passiert nur am Ende des Produktionszyklus. Die Textilindustrie verursacht höhere CO2-Emissionen als alle weltweiten Flüge und Kreuzfahrten zusammengenommen.

Die Verwendung von billigen und giftigen Farbstoffen und Drucker Tinten führt zur Belastung von Gewässern und verunreinigt sauberes Trinkwasser. Dadurch ist die Mode Industrie inzwischen zum zweitgrößten Verschmutzer unserer Gewässer geworden.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, haben auch die ganzen Maßnahmen zur Kostensenkung ihren Preis. Wie kann man die Produktionskosten eines Modeartikels runterschrauben? Indem man eine billigere Alternative für die zwei Dinge findet, die für die Produktion eines Kleidungsstücks notwendig sind:

1. Stoffe

Für die meisten Stoffe, die für die Herstellung von Fast Fashion Produkte verwendet werden, kommen fast ausschließlich billige Synthetikfasern zum Einsatz. Polyester und Nylon sind die beliebtesten Kunstfasern — sie werden extrem günstig produziert und heutzutage besteht mehr als die Hälfte unserer Kleidung aus diesen Kunstfasern.

Das Problem an solchen Synthetik Stoffen ist, dass sie aus nicht erneuerbarem Erdöl hergestellt werden — vergleichbar mit Plastik, das nicht wiederverwertbar ist (wie z.B. bei Einwegflaschen). Und wir alle wissen, wie schädlich Plastik für unsere Umwelt ist.

Vielleicht wirft nicht jeder seine Kleidung gleich nach ein paar Mal Tragen weg, trotzdem sind diese Synthetik Stoffe auch während sie getragen werden schlecht für die Umwelt. Denn bei jedem Waschgang lösen sich Mikrofasern, die über das Abwasser in unsere Meere und damit die Umwelt gelangen.

Im Prinzip ist es egal, ob man ein Fast Fashion Produkt kauft oder eine Plastikflasche — die Auswirkungen auf unsere Umwelt und Gewässer sind die gleichen!

Wir haben bereits erwähnt, dass die meisten Fast Fashion Marken ihre Produktion in Entwicklungsländer ausgelagert haben. Das ist an sich nicht unbedingt etwas Schlechtes. Was allerdings ein Problem darstellt, ist der Wettbewerbsdruck, den sie unter den Fabriken verursachen.

Fast Fashion Marken versuchen ihre Kosten niedrig zu halten und drängen dadurch Fabriken in Billiglohn Ländern dazu, miteinander zu konkurrieren. Die einzige Möglichkeit für diese Fabriken besteht darin, ihre Preise noch weiter zu senken und sich gegenseitig zu unterbieten.

Und das alles auf Kosten der Ausstattung und der Löhne ihrer Angestellten. Wenn das Geld fehlt, um in notwendige Maßnahmen zu investieren, die einen gewissen Sicherheitsstandard gewährleisten, wird der nächste Fabrikbrand wieder Todesopfer fordern.

Studien haben gezeigt, dass Arbeiter in vielen Billiglohn Ländern, wie z.B. in Bangladesch und Vietnam, nicht einmal genug Geld zum Leben verdienen. In Verbindung mit den gefährlichen und extrem schlechten Arbeitsbedingungen liegen die wahren Kosten für Fast Fashion deutlich höher als bei den 9,95€, die wir für das coole neue Shirt bezahlt haben.

Die Zukunft der Fashion Industrie — wie lösen wir das Fast Fashion Problem?

Es ist ziemlich klar, dass etwas passieren muss! Dabei liegt es vor allem an uns als Kunden, die richitigen Entscheidungen zu treffen — wenn keiner mehr Fast Fashion Produkte kauft, werden auch keine mehr produziert.

Was können wir also tun, um das Fast Fashion Problem zu lösen und unserer Umwelt zu helfen? Vivienne Westwood hat hierzu einen ganz tollen Tipp — in nur drei einfachen Schritten können wir zu mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie beitragen und damit die Slow Fashion Bewegung unterstützen:

1. Kauf weniger!

Eigentlich ganz simpel. Weniger zu kaufen bedeutet nicht, dass du einen komplett leeren und langweiligen Kleiderschrank haben musst. Warum tauscht du nicht einfach mal Klamotten, die du selbst nicht mehr so gerne trägst, mit einem Freund oder einer Freundin?

Oder nimm dir die Zeit, deinen Kleiderschrank zu ordnen und versuch Outfits neu zusammenzustellen. Es gibt bestimmt noch einige Kombinationsmöglichkeiten, an die du noch nicht gedacht hast.

2. Suche sorgfältig aus!

Es gibt so viele Modelabels, warum entscheidest du dich beim nächsten Mal nicht einfach für ein Fair Fashion Marke, die umweltfreundliche Klamotten anbieten und qualitativ hochwertige, nachhaltige Stoffe verwendet?

Das kleine Label What Sambe says bietet zum Beispiel ganz tolle Fashion Items an, die aus öko zertifizierten Stoffen und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Sie möchten durch die Entscheidung für nachhaltige und fair produzierte Mode einen positiven Beitrag leisten.

Auch beim Thema Textilveredelung entscheidet sich das Modelabel für die ungefährliche und umweltfreundliche Lösung! Aus diesem Grund wird ausschließlich wasserbasierte Tinte verwendet, die keine giftigen und gesundheitsgefährdenden Chemikalien beinhaltet.

3. Lass es beständig sein — schenke deinen Klamotten ein langes Leben!

Wenn du dich für qualitativ hochwertige Kleidung entscheidest, ist dieser letzte Punkt ein Kinderspiel. Denn diese sind darauf ausgelegt, dir möglichst lange Freude zu bereiten.

Denk aber daran, deine umweltfreundliche Kleidung auch richtig zu pflegen. Achte deshalb immer auf die Waschanleitung und genieß es sie zu tragen — so lange, bis sie wirklich abgenutzt ist!

Versuch solche kleinen Labels auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank zu unterstützen! Und vergiss nicht, man kann dabei trotzdem Spaß haben, es gibt so viele coole Produkte, die für gute Laune sorgen!

Alle Rechte der genutzten Bilder liegen bei Unsplash und ihren Mitwirkenden.

Originally published at https://whatsambesays.com on May 7, 2020.

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Eco friendly living

Exploring health and environmental impacts of the fashion industry.